Kintsugi

Was ist Kintsugi?

 

Einem japanischen Shogun zerbrach die Teeschale, aus der er bevorzugt trank. Er bat seine Handwerker, sie zu reparieren. Sie drehten und wendeten die Scherben. Sie wollten sie nicht einfach zusammensetzen und den Riss kaschieren. Dann machten sie Folgendes:

Sie mischten Urushi-Lack mit Reismehl zu einer klebrigen Masse und setzten damit die Schale zusammen. 

Sie härteten den Kleber 10 Tage lang bei 23°C uns 90%iger Luftfeuchtigkeit aus. Danach wurde der Riss aufwändig geglättet und dann auf mit rotem Unterlack - vergoldet.

Das ist Kitsugi.

Das geschah im 17. Jahrhundert, als man in Japan begann, das Einfache, Alte, Benutzte wert zu schätzen.

Diese neue Lebenseinstellung ist unter der Bezeichnung wabi und sabi bekannt geworden. Nicht die offensichtliche Schönheit ist da höchste Gut. 

Der Riss wurde nicht versteckt, sondern hervorgehoben. 

 

Dieses Umdenken faszinierte mich.

 

 

Dieses Paar Krüge wurde in der Erphokirche Münster gezeigt. Sie standen im Altarraum.

Auf dem zweiten Krug steht ein koreanisches Gedicht von Cho Byung Hwa:

 

 

Mit leiser Stimme spreche ich zu dir.

Mit der leisesten mir gegeben Stimme spreche ich zu dir.

Mit ferner Stimme spreche ich zu dir.

 

 

Das Gedicht wurde in Hangulatin geschrieben, einer Schrift, die dem korenischen Hangul angeglichen wurde. 

 

Korea und Japan haben eine schmerzliche Geschichte der Okkupation und Befreiung hinter sich, die bis heute  tiefe Spuren hinterlassen hat.